11.05.2023
Anstoß 19/23
Der Vorname
Neulich war ich im Zug unterwegs. Zufällig saß ich an einem Vierer-Tisch. Der Schaffner schlenderte gut gelaunt durch das Abteil.
Als er das Ticket meines Gegenübers kontrollierte, meinte der Bahnmitarbeiter augenzwinkernd: „Danke. Einen schönen Namen haben Sie.“ Der Kontrollierte guckte erstaunt und sah sich plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. „Wie heißen Sie denn?“, rutschte es mir neugierig heraus. „Dirk“, war die Antwort. Daraufhin entspann sich an unserem Tisch ein Gespräch darüber, wer wie hieß und ob denn jeder mit dem eigenen Namen zufrieden war. Kurze Zeit später tauschten meine Sitznachbarin und ich uns über die Vornamen unserer Kinder aus. Dem Schaffner war ich dankbar, dass er das Gespräch angestoßen hatte. Es hob die Laune im überfüllten Abteil und sorgte für menschliche Nähe.
Wie wichtig Namen sind, fällt mir immer wieder auf. Wird im Bekannten- oder Freundeskreis ein Kind geboren, ist eine der ersten Fragen die nach dem Namen. Jeder Name sorgt für Diskussionsstoff: Ob er zum Familiennamen passe, ob das Kind sich damit wohlfühle … Jeder scheint eine Meinung dazu zu haben. Namen schaffen Identität. Namen können daher auch polarisieren.
Mit meinem Namen bin ich zufrieden: Christina Maria. Klar und verständlich, zugegeben wenig überraschend für eine spätere Seelsorgerin. Ich kenne aber auch Menschen, die Zeit ihres Lebens mit ihrem Namen hadern und ihn am liebsten ändern würden. Das ist in Deutschland möglich, aber zeit-, nerven- und kostenintensiv.
Katholische Polizeiseelsorgerin in Mecklenburg-Vorpommern