17.05.2023
Wie sieht die Zukunft der Pfarrei St. Paulus Schleiz aus?
Loslassen gestalten
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Volles Haus beim Gemeindefest in der Kirche Greiz. Doch nicht mehr überall ist das so. Foto: Bernhard Wolfrum |
Sie sind noch nicht lange gemeinsam auf dem Weg, die Teilgemeinden Bad Lobenstein, Schleiz, Zeulenroda und Greiz, zusammengefasst 2019 zur Großpfarrrei St. Paulus Schleiz. „Es ist ein unheimlich spannender Weg“, schreibt Andreas Brock vom Kirchenvorstand St. Paulus im Anschluss an eine große Klausurtagung im April. Und das, obwohl es um einschneidende Veränderungen geht, um fehlende finanzielle Möglichkeiten und die Überlegung, was mit den 80 Prozent ungenutzten Flächen der Pfarrhäuser geschehen soll.
„Wir als Pfarrei müssen zunächst zusammenwachsen. Nach unserer Neugründung kam zuerst Corona, da hatten wir keine Möglichkeiten für Kontakte. Wir haben eine Ausdehnung von 70 Kilometern von Ost nach West. Die Teilgemeinden waren bisher in sich sehr geschlossen “, erklärt Petra-Maria Brock, Pfarreiratsvorsitzende der neuen Gesamtpfarrei. Andreas Brock ergänzt: „Wir haben mit der Pfarreigründung die Vorgabe des Bistums erhalten, zwei Drittel der Fläche abzugeben. Wir sind damit im Zugzwang, ein Pastorales Liegenschaftskonzept entwickeln zu müssen.“ Bereits 2015 erarbeitete das Bistum Dresden-Meißen eine „Flächenrichtlinie“, durch die Pfarreien angehalten sind, Gebäudeflächen gemäß dem Rückgang der Mitgliederzahlen zu reduzieren. Wie sie vor Ort umzusetzen ist, können die Pfarreien selbst entscheiden.
Im Januar 2022 wurde deshalb in St. Paulus eine Arbeitsgrupppe gegründet, der Mitglieder aller Pfarreigremien angehören. „Um Seelsorge anbieten zu können, sind Geld, Personal und Räume nötig“, so Andreas Brock. Deshalb setzte man in St. Paulus vor einem Jahr eine erste Klausurtagung zum Thema Finanzen an. „Jeder, der in der Gemeinde tätig ist, soll wissen, wie es wirtschaftlich bei uns aussieht.“ In der zweiten Klausurtagung im April diesen Jahres ging es um ungenutzte Gebäude, besonders die Pfarrhäuser. Oft wurden sie zusammen mit Kirchen gebaut, die erst um die Wendezeit geweiht wurden, wie in Bad Lobenstein, Schleiz und Zeulenroda. Die Trennung von den Kirchen ist nicht einfach, etwa in der Energieversorgung.
An Räumen hängen oft schöne Erinnerungen
„Räume, die wir nicht füllen können, bleiben Träume und Illusionen. Vom Ende her betrachtet, ist das der Anfang von Frust und Enttäuschung“, so Andreas Brock. Um das zu vermeiden, solle klar kommuniziert werden.
„Wir haben den Tag bewusst mit ,Gestaltetes Loslassen‘ überschrieben“, sagt Petra-Maria Brock. Jede Teil-Gemeinde sollte neue Ideen entwickeln. Zur Sprache kamen Betreutes Wohnen oder Jugendhäuser, Vermietungen und auch Verkauf. Am Ende der Klausurtagung gab es beispielsweise fünf konkrete Vorschläge aus Schleiz, die jetzt von einer Arbeitsgruppe auf Machbarkeit geprüft werden. Danach werden die Vorschläge in den Gemeinden diskutiert – man wolle die Katholiken vor Ort mit einbeziehen, so Andreas Brock.
Bernhard Wolfrum, Ortskirchenratsvorsitzender in Greiz, der größten und aktivsten der vier Gemeinden, geht das noch zu langsam: „Ich komme aus der Wirtschaft, da laufen solche Prozesse schneller. Wir haben noch keine konkrete Entscheidung gefällt. Aber ich verstehe auch, dass es eine emotionale Debatte ist. Manche diskutieren unter Tränen. An den Gebäuden hängen Erinnerungen.“ Aber er ergänzt: “Wir ringen gemeinsam um Lösungen, die alle mittragen können.“
Von Ruth Weinhold-Heße