24.01.2019
Vinzentinerinnen haben Erfurt verlassen
Sieger waren immer die Kinder
Die Vinzentinerinnen haben Erfurt verlassen. Altersbedingt zogen sie in ein Altenheim ihres Ordens in Fulda. Die Schwestern erinnern sich an das „Christkind“ Christiane und an das Benefizspiel mit Werder Bremen.
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Bischof Ulrich Neymeyr und Diözesancaritasdirektor dankten den Schwestern für ihre Jahre in Erfurt zum Abschied. | Foto: Thomas Müller |
„Zwei haben einst die Tür aufgeschlossen und wir zwei schließen sie wieder ab.“ So die Vinzentinerin Schwester Edburga, die zusammen mit Schwester Verecunda am 5. Januar ins Altenheim ihres Ordens nach Fulda übersiedelte. Insgesamt 172 Jahre haben die Vinzentinerinnen in der Thüringer Landeshauptstadt gelebt. Solange es möglich war, haben sie sich um Waisen gekümmert. Später – in der DDR und nach der Wende – wurden Mädchen und Jungen aufgenommen, die vom Jugendamt den Schwestern anvertraut wurden. Seit 1993 ist die Caritas Träger der Einrichtung Kinder- und Jugendhaus St. Vinzenz und des gleichnamigen Kindergartens im Haus.
„Ich bin der Schwestern ihr Christkind“
Bereits im Advent haben sich Schwester Edburga und Schwester Verecunda an ihre Jahre in Erfurt erinnert. Zeit, bei Stollen aus Artern – ein Geschenk einer Verwandten – Bilanz zu ziehen. Auf die Frage was bleibt, antwortet Schwester Edburga nüchtern: „Nichts Materielles.“ Nächstenliebe lässt sich nicht in Bilanzen ablesen. Eine Geschichte erzählt sie dann doch. Die des „Christkindes“ Christiane. In der 80er Jahren wurde das Mädchen den Schwestern anvertraut. Schnell fasste Christiane Vertrauen. Doch dann, so wollten es die Behörden, sollte Christiane weg. „Ich sagte ihr, dass sie bleiben könne“, erinnert sich Edburga. Ihr Beten und ihr Engagement hatten Erfolg. „Am ersten Weihnachtsfeiertag habe ich Christiane dann mitgenommen zum Gottesdienst in den Dom. Als der Bischof an uns vorbei ging, sagte sie dann ganz spontan zu ihm: ,Ich bin der Schwestern ihr Christkind‘.“ Bis heute hat Schwester Edburga Kontakt zu ihrem einstigen Schützling.
Als schönstes Erlebnis benennen die Schwestern das Benefizspiel zwischen Rot-Weiß-Erfurt und Werder Bremen im Jahr 1994. Die Idee dazu hatte Martin Schäfer, damals Mitarbeiter im Haus. „Martin hatte einen Traum, dass der Deutsche Fußballmeister bei uns in Erfurt für die Kinder spielt. Ich sagte ihm, dass ich dies für eine total verrückte Idee halte und verbot ihm jegliche Aktivität“, erinnert sich Schwester Edburga. Doch Martin Schäfer – der sich bis heute für die Idee „Profifußballer helfen Kindern“ einsetzt – ließ nicht locker.
In der Saison 1992/93 wurde Werder Bremen Deutscher Meister. Also machte sich Schäfer zusammen mit einem Freund auf nach Bremen zum damaligen Werderchef Willi Lemke. „Im Sekretariat wurde den beiden gesagt, dass sie nicht angemeldet seien und Willy Lemke ohnehin keine Zeit habe. Was machen die beiden? Sie setzen sich einfach hin und warten.“ Lemke wird schließlich aufmerksam und die Sache kommt ins Rollen. Am 23. Januar 1994 war es dann soweit. Vor 11500 Zuschauern treffen die Vereine aufeinander. Werder gewinnt im Steigerwaldstadion gegen Rot-Weiß mit 5 : 2.
Doch das Spiel war nicht das Wichtigste für die Erfurter Vinzentinerinnen. „Es war die Annahme, die Liebe mit der die Spieler unseren Kindern begegneten.“ Tief bewegt luden die Spieler dann die Erfurter Kinder für ein Wochenende nach Bremen in ihre Familien ein. Martin Schäfer schreibt auf seiner Internetpräsenz Star4Kids dazu: „Neben dem Erlös war diese Geste das Sahnehäubchen bei diesem Benefizevent. Die Sieger des Tages waren die Kinder.“
Die Ursprünge der Sozialeinrichtung des einstigen Waisenhauses reichen mit dem Kauf des „Reinhardtsbrunner Hofs“ bis in das Jahr 1663 zurück. 1671 kommt es zur Gründung der Stiftung „Katholisches Waisenhaus“. 1847 kamen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul, die in mehreren Erfurter Einrichtungen präsent waren, auch in das Katholische Waisenhaus. Bis zu zwölf Ordensfrauen waren in den Jahren für die Betreuung und Begleitung der Kinder ansprechbar und leiteten sie in der Hauswirtschaft an. Neben der handwerklichen und praktischen Förderung stand selbstverständlich auch die intellektuelle Bildung der Kinder auf dem Wochenprogramm.
Bereits im Advent haben sich Schwester Edburga und Schwester Verecunda an ihre Jahre in Erfurt erinnert. Zeit, bei Stollen aus Artern – ein Geschenk einer Verwandten – Bilanz zu ziehen. Auf die Frage was bleibt, antwortet Schwester Edburga nüchtern: „Nichts Materielles.“ Nächstenliebe lässt sich nicht in Bilanzen ablesen. Eine Geschichte erzählt sie dann doch. Die des „Christkindes“ Christiane. In der 80er Jahren wurde das Mädchen den Schwestern anvertraut. Schnell fasste Christiane Vertrauen. Doch dann, so wollten es die Behörden, sollte Christiane weg. „Ich sagte ihr, dass sie bleiben könne“, erinnert sich Edburga. Ihr Beten und ihr Engagement hatten Erfolg. „Am ersten Weihnachtsfeiertag habe ich Christiane dann mitgenommen zum Gottesdienst in den Dom. Als der Bischof an uns vorbei ging, sagte sie dann ganz spontan zu ihm: ,Ich bin der Schwestern ihr Christkind‘.“ Bis heute hat Schwester Edburga Kontakt zu ihrem einstigen Schützling.
Als schönstes Erlebnis benennen die Schwestern das Benefizspiel zwischen Rot-Weiß-Erfurt und Werder Bremen im Jahr 1994. Die Idee dazu hatte Martin Schäfer, damals Mitarbeiter im Haus. „Martin hatte einen Traum, dass der Deutsche Fußballmeister bei uns in Erfurt für die Kinder spielt. Ich sagte ihm, dass ich dies für eine total verrückte Idee halte und verbot ihm jegliche Aktivität“, erinnert sich Schwester Edburga. Doch Martin Schäfer – der sich bis heute für die Idee „Profifußballer helfen Kindern“ einsetzt – ließ nicht locker.
In der Saison 1992/93 wurde Werder Bremen Deutscher Meister. Also machte sich Schäfer zusammen mit einem Freund auf nach Bremen zum damaligen Werderchef Willi Lemke. „Im Sekretariat wurde den beiden gesagt, dass sie nicht angemeldet seien und Willy Lemke ohnehin keine Zeit habe. Was machen die beiden? Sie setzen sich einfach hin und warten.“ Lemke wird schließlich aufmerksam und die Sache kommt ins Rollen. Am 23. Januar 1994 war es dann soweit. Vor 11500 Zuschauern treffen die Vereine aufeinander. Werder gewinnt im Steigerwaldstadion gegen Rot-Weiß mit 5 : 2.
Doch das Spiel war nicht das Wichtigste für die Erfurter Vinzentinerinnen. „Es war die Annahme, die Liebe mit der die Spieler unseren Kindern begegneten.“ Tief bewegt luden die Spieler dann die Erfurter Kinder für ein Wochenende nach Bremen in ihre Familien ein. Martin Schäfer schreibt auf seiner Internetpräsenz Star4Kids dazu: „Neben dem Erlös war diese Geste das Sahnehäubchen bei diesem Benefizevent. Die Sieger des Tages waren die Kinder.“
Die Ursprünge der Sozialeinrichtung des einstigen Waisenhauses reichen mit dem Kauf des „Reinhardtsbrunner Hofs“ bis in das Jahr 1663 zurück. 1671 kommt es zur Gründung der Stiftung „Katholisches Waisenhaus“. 1847 kamen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul, die in mehreren Erfurter Einrichtungen präsent waren, auch in das Katholische Waisenhaus. Bis zu zwölf Ordensfrauen waren in den Jahren für die Betreuung und Begleitung der Kinder ansprechbar und leiteten sie in der Hauswirtschaft an. Neben der handwerklichen und praktischen Förderung stand selbstverständlich auch die intellektuelle Bildung der Kinder auf dem Wochenprogramm.
Schwestern erhielten Caritasauszeichnung
„Zum Abschied gilt es respektvoll für das segensreiche Wirken aller Schwestern Dank zu sagen“, so Diözesan-Caritasdirektor Wolfgang Langer in seiner Laudatio für Schwester Edburga und Schwester Verecunda. Und so dürfe er heute mit großer Freude beiden Ordensfrauen stellvertretend für alle Schwestern, die in St. Vinzenz gewirkt haben – eine der höchsten Auszeichnungen der Caritas in Deutschland – das Caritaskreuz in Gold - verleihen. Dies sei ein Zeichen des Dankes und der Würdigung für das 172-jährige segensreiche Wirken der Ordensfrauen im ehemaligen Waisenhaus. „Ich wünsche Ihnen beiden persönlich alles Gute, Gesundheit und weiterhin Gottes reichen Segen“, so der Thüringer Caritaschef in großer Dankbarkeit.
Die Generaloberin der Vinzentinerinnen, Schwester Birgit Bohn aus Fulda sagte: „Den Rückzug unserer Schwesterngemeinschaft aus dem Bistum bedauern wir sehr, aber wir verstehen ihn auch im Willen Gottes und als Aufbruch mit ihm und seiner Kirche in die Zukunft.“ Sie zitierte Papst Paul VI. der das Gebet den besten Dienst der Welt nannte. Mit diesem Dienst wollen die Schwestern die Menschen in Thüringen weiter begleiten.
„Zum Abschied gilt es respektvoll für das segensreiche Wirken aller Schwestern Dank zu sagen“, so Diözesan-Caritasdirektor Wolfgang Langer in seiner Laudatio für Schwester Edburga und Schwester Verecunda. Und so dürfe er heute mit großer Freude beiden Ordensfrauen stellvertretend für alle Schwestern, die in St. Vinzenz gewirkt haben – eine der höchsten Auszeichnungen der Caritas in Deutschland – das Caritaskreuz in Gold - verleihen. Dies sei ein Zeichen des Dankes und der Würdigung für das 172-jährige segensreiche Wirken der Ordensfrauen im ehemaligen Waisenhaus. „Ich wünsche Ihnen beiden persönlich alles Gute, Gesundheit und weiterhin Gottes reichen Segen“, so der Thüringer Caritaschef in großer Dankbarkeit.
Die Generaloberin der Vinzentinerinnen, Schwester Birgit Bohn aus Fulda sagte: „Den Rückzug unserer Schwesterngemeinschaft aus dem Bistum bedauern wir sehr, aber wir verstehen ihn auch im Willen Gottes und als Aufbruch mit ihm und seiner Kirche in die Zukunft.“ Sie zitierte Papst Paul VI. der das Gebet den besten Dienst der Welt nannte. Mit diesem Dienst wollen die Schwestern die Menschen in Thüringen weiter begleiten.
Von Holger Jakobi
Kommentare
Austen (nicht überprüft)
Moin,ich kenne die