01.12.2022

Potsdamer Katholiken vertreiben Upcycling-Projekt

Plakate, die als Taschen weiterleben

Ein halbes Jahr lang zeigten Plakate mit Zeichnungen Passanten und Touristen, was Potsdamer Katholiken und Nicht-Katholiken mit der Kirche verbinden. Nun steht den Plakaten eine Zukunft als Handtaschen bevor.

In der Potsdamer Segelmacherei „Turtle Sails“ näht Juliane Hofmann die Jubiläumsplakate zu Handtaschen um.    Foto: Peter Rogge

 

Die Kirche als kleine Arche Noah, auf die alle eingeladen sind. Der Pfarrer, der einen Spitzhut trägt und dadurch aussieht wie der Nikolaus. Oder die Frau in der Kirche, untertitelt mit der Frage: „Gib es auch eine Pfarrerin?“
Plakake mit Motiven wie diesen zierten von Mai bis November den Zaun an der St.-Peter-und-Paul-Kirche auf dem Potsdamer Bassinplatz. Die Gemeinde, aber auch Schüler der katholischen Marienschule und  der nicht-kirchlichen Kunstschule Potsdam hatten sie zum 300-jährigen Gemeindejubiläum gezeichnet. Thema war: „Was ist Kirche für dich?“
Zwar hängen die Plakate inzwischen nicht mehr am Zaun, am Ende sind sie damit aber noch nicht. Denn ihnen steht eine Zukunft als Tragetaschen bevor. „Upcycling“ nennt sich das Verfahren, bei dem (scheinbar) nutzlos gewordener Stoff neu verwertet wird. In der Segelmacherei von Juliane Hofmann sind es vor allem großflächige Plakate oder Banner, die ihren ursprünglichen Zweck erfüllt haben und eigentlich ein Fall für die Tonne wären.
„Die Aktion nachhaltig zu gestalten, war von Anfang an Teil der Konzeption“, erklärte Peter Rogge von der St.-Peter-und-Paul-Gemeinde. Über die Stadtverwaltung kam der Kontakt zu Juliane Hofmann zustande.
42 Tragetaschen sind es am Ende geworden. Bevor sie mit dem eigentlichen Nähen beginnen konnte, musste die Segelmacherin aber erst mal mit dem Schrubber ran, denn die Plakate hatten im Laufe der Zeit einiges an Schmutz gefangen. „Das ist der weniger angenehme Teil der Arbeit. Das Zurechtschneiden des Materials und das Nähen macht dann mehr Spaß.“
An ihrer Arbeit schätzt Hofmann den Kontakt mit den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen – nun also auch mit der katholischen Kirche. „Bei den Zeichnungen der Jugendlichen war ein sehr kritischer Geist spürbar. Sie haben zum Beispiel den Umgang mit Missbrauch thematisiert. Den Kindern hingegen ging es in ihren Bildern erster Linie um Kirche als Ort“, sagte die gebürtige Dresdnerin.
Die Tragetaschen sind gegen Spende für die Kinder- und Jugendarbeit der St.-Peter-und-Paul-Gemeinde ab 6. Dezember im Pfarrbüro sowie an den weiteren Adventssonntagen nach den 10 Uhr-Gottesdiensten erhältlich. (schi)