20.09.2018

Sozialdienst katholischer Männer in Berlin gegründet

Hilfe für Inhaftierte und Haftentlassene

Der Sozialdienst katholischer Männer hat die Gründung seines Berliner Diözesanverbands gefeiert. Erstes Projekt ist das Café Rückenwind.

Domkapitular Stefan Friedrichowicz trägt beim Festgottesdienst in St. Rita das Evangelium vor. | Foto: Cornelia Klaebe
In einem Festgottesdienst mit Erzbischof Heiner Koch in der Kirche St. Rita in Berlin-Reinickendorf hat der Diözesanverband des Sozialdienstes katholischer Männer (SkM) seine Gründung gefeiert. Als erstes Projekt hat er die Trägerschaft für das „Café Rückenwind“ in den Gemeinderäumen von St. Rita, in dem Ehrenamtliche und Nachbarn zweimal monatlich mit Gefangenen mit Freigang und Haftentlassenen ins Gespräch kommen. Domkapitular Stefan Friedrichowicz, der in der Gefängnisseelsorge tätig ist, berichtete über die Anfänge des Fachverbands unter dem Dach der Caritas: „Vor zwei bis drei Jahren haben wir darüber nachgedacht, was man machen kann für Männer, die aus der Haft entlassen werden.“ Die Aufgabenstellung laute oft: „Sie brauchen ein Dach über dem Kopf.“
In seiner Predigt sprach der Erzbischof über die Größe, die Berufung und die Würde jedes einzelnen Menschen, die ihm durch nichts genommen werden können. „Was passiert, wenn wir zur Not eines Menschen nein sagen? Wie viel Leben wird da zerstört?“, fragte er. In Bezug auf das Café Rückenwind sagte er: „Hier nehmen Menschen Verantwortung wahr für Menschen, die gescheitert sind.“ Und er erinnerte sich, wie die Begegnung mit Gefangenen ihm selbst bei Gefängnisbesuchen zur Bereicherung geworden sei.
 
„Ich wäre da auch hingegangen“
Erhard Beckers, der aus Krefeld angereiste Vorsitzende des SkM-Diözesanverbands, freute sich, mit dem Café Rückenwind schon ein Projekt in der Straffälligenhilfe zu haben. Mit dem zweiten Standbein, der Männerarbeit, sei es anders: „Da brauchen wir noch etwas Zeit.“
Robert, ebenfalls SkM-Vorstandsmitglied in Berlin, sagte dem TAG DES HERRN: „Wir planen bereits Männerpilgern und Männerfrühstück.“ Robert ist der „einzige Authentische“ im Vorstand, da er selbst eine lange Haftstrafe abgesessen hat – „schuld- und tatangemessen“, wie er betont – und seit zweieinhalb Jahren „draußen“. Er kümmert sich vor allem um das Organisatorische. Im Café Rückenwind findet er wichtig, „aufeinander zuzugehen“. Wenn das Café zweimal monatlich öffne, kämen etwa zwölf bis 15 Teilnehmer ins Gespräch über Themen wie etwa „Was ist Gewalt?“. „Man ist erstaunt, wie viele Schnittpunkte es gibt“, sagt er. Zur Zeit von Roberts eigener Haftentlassung gab es das Café Rückenwind noch nicht. Gefragt nach seiner Einschätzung sagt er:  „Ich wäre da auch hingegangen.“
 
Von Cornelia Klaebe