25.05.2023

Männerwallfahrt 2023 im Klüschen Hagis

Wachsam, stark und mutig

Mehrere Tausend Gläubige kamen zur traditionellen Männerwallfahrt ins Klüschen Hagis. Bischof Ulrich Neymeyr und das Wallfahrtsteam ermutigten sie, sich einsatzbereit den vielfältigen Herausforderungen der Zeit zu stellen.

„Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark“ lautete das Motto der Männerwallfahrt mit Bischof Ulrich Neymeyr im Klüschen Hagis im Eichsfeld.
Fotos: Eckhard Pohl

 

„Aus unserer Pfarrei sind immer Gemeindemitglieder dabei“, sagt Johannes Hutmacher aus Mühlhausen. „Wir treffen aber auch andere Leute hier, die wir schon lange kennen“, so der 72-Jährige, der mit seiner Frau zur Männerwallfahrt gekommen ist. Es sei „die schöne Gemeinschaft im christlichen Glauben“, die ihn und seine Frau motiviert, dabeizusein. Schon als Junge und junger Mann sei er mit seinem Vater aus der Nähe von Sondershausen zum Klüschen Hagis gekommen.Aus Gernrode – und zwar schon um 6.30 Uhr und mit Fahrrädern – haben sich Elke und Markus Klaus mit den Kinder Tabea und Hanna sowie den Großeltern Monika und Bernd Klaus auf den Weg zum Klüschen Hagis gemacht. Elke Klaus (41) ist das erste Mal hier, Monika Klaus (61) war schon oft mit ihrem Mann dabei, die ersten Jahre „als Kraftfahrerin“, wie sie lachend sagt.
Vor allem aber sind es wieder Männer, die sich am Himmelfahrtstag zur Wallfahrt versammelt haben, diesmal unter dem Motto „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark!“ Bischof Ulrich Neymeyr legte den schätzungsweise 6000 Wallfahrern in seiner Predigt dieses Paulus-Wort für die gegenwärtige, von zahlreichen Krisen geprägte Zeit aus. Neymeyr erinnerte an die Corona-Pandemie, die viele Menschen die Gesundheit oder sogar das Leben gekostet hat. Er sprach vom Krieg in der Ukraine, der damit verbundenen Aufrüstung und Verteuerung des Lebensunterhalts. Zudem machten es die vielfältigen Auseinandersetzungen in der Gesellschaft, in Familien und Freundeskreisen dringend nötig, wachsam zu sein, am Glauben festzuhalten, mutig und stark zu sein.

Menschenfeindlichkeit überwinden
Dies gelte auch „gegenüber Ungeistern“ in Deutschland, so Neymeyr. Leider sei „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, wie sie gegenüber jüdischen Mitbürgern, aber auch gegenüber vor dem Ukraine-Krieg geflohenen Sinti und Roma zu beobachten sei, „noch lange nicht überwunden“.
Glaubenskraft und Stärke brauche es auch angesichts des Missbrauchs- und Vertuschungsskandals. „Es sind Verbrechen in unserer Kirche geschehen“, so der Bischof. Diese seien „nach Möglichkeit vertuscht“ worden, „um den schönen Schein des heiligen Priestertums und der heiligen Kirche zu wahren“. Inzwischen werde aber seit 20 Jahren in der Kirche wie in keiner anderen Orangisation in Deutschland in Pionierarbeit dagegen vorgegangen: mit klaren Regeln, Sorge um die Betroffenen, Aufarbeitung und Prävention.
Neymeyr kam auch auf die in der Kirche öffentlich geführte Diskussion „über die richtigen Wege in die Zukunft“ zu sprechen. Angesichts dieser Debatten weise er immer darauf hin, dass über den Weg der katholischen Kirche nicht in Deutschland entschieden wird, sondern auf Ebene der Weltkirche, die ja auch auf einem internationalen synodalen Weg unterwegs ist. In der SED-Diktatur etwa habe sich die Einbindung in die Weltkirche bewährt. „Diesen Schatz der Einheit mit der Weltkirche werde ich nicht aufgeben, auch wenn manches etwas länger dauert, weil bei manchem die katholische Kirche in anderen Ländern nicht oder noch nicht mitgehen kann“.
Alle vom Bischof benannten Probleme wurden auf heitere Weise auch in einem Anspiel in der Feierstunde zum Ende des Tages thematisiert.

Der Priester Yaroslav Sadovyy ist Seelsorger für die Ukrainer in Thüringen.

Hilfe für Bedürftige in der Ukraine
In der Eucharistiefeier stellte der Ukrainisch-griechisch-katholische Priester Yaroslav Sadovyy das Projekt „Der gute Samariter“ vor, für das bei der Wallfahrt gesammelt wurde. Es unterstütze kirchliche Einrichtungen bei der Versorgung der Zivilbevölkerung in der West- und Zentralukraine sowie Hilfstransporte für Bedürftige in der Ost- und Südukraine.
Am Ende des Gottesdienstes überreichte der Bischof Heinrich Heckerroth die Elisabeth-Medaille. Heckeroth wirkt seit 40 Jahren als Küster des Wallfahrtsortes und der Gemeinde Wachstedt. Zudem warb der Bischof für die aktive Beteiligung am  Katholikentag 2024 in Erfurt. Mitarbeiterinnen hatten dazu einen Informationsstand aufgebaut.
Mit acht Kleinbussen sicherten junge Malteser den Transport von Gehbehinderten von den Parkplätzen zum Klüschen Hagis und zurück. Pilger wie Familie Klaus aus Gernrode wollten sich auch nach der Wallfahrt noch einen schönen und abwechselungsreichen Nachmittag und Abend am Himmelfahrtstag machen.

Von Eckhard Pohl