21.06.2012

Anstoss 25/2012

Was man singt

„Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie der Geist sie euch eingibt!“ schreibt Paulus im Kolosser-Brief.

Über dieses Wort hat Margot Käßmann vor kurzem in Wittenberg gepredigt. Es geht dabei um die Rolle des Singens für unseren Glauben und darum, wie es um das Singen in unserem Land bestellt sei. Da ich selbst sehr gern singe, beschäftigt mich diese Predigt, nachdem ich durch die Medien überhaupt auf sie aufmerksam geworden bin.
Da wird von einer höchst lebendigen Singerunde mit Demenzkranken im Altersheim berichtet. Das gemeinsame Singen lockte bei den Leuten Erinnerungen hervor. Immer mehr Lieder und Strophen fielen ihnen ein, und das eine oder andere Erlebnis damit kam dazu. Ähnliches erlebe ich, wenn ich bei Krankenbesuchen einfach einige alte Kirchenlieder singe.
Und weiter wird gefragt, ob auch die Jungen von heute eines Tages noch Lieder singen können?
Wer heute im Altersheim lebt, kann sich in der Regel noch an die Anfangszeiten des Radios erinnern. Das heißt, in seiner Jugendzeit galt es meist selbst zu singen und zu musizieren, wenn man Musik haben wollte. Und neben den Volksliedern gehörte für die meisten das Kirchenlied zum selbstverständlichen Repertoire. Da hat sich für spätere Generationen angesichts der gewachsenen Medienvielfalt und ihrer Schnelllebigkeit wahrhaftig vieles gewandelt. Auch, dass viel weniger selbst gesungen wird - außer vielleicht tatsächlich in der Kirche.
Und hier hakt sich mein Denken fest: Wie gehen wir in unseren Gemeinden mit diesem Gut des Singens um? Welche Anerkennung erfahren die Sängerinnen und Sänger in all den Chören und die Musiker, die unser Gotteslob beleben und zugleich unsere Kultur bewahren? Welches Liedgut pflegen wir in unseren Gemeinden? Sicher in jedem Fall das traditionelle, wie es im Gesangbuch steht; auch manches von dem, was Umsiedler aus ihrer Heimat mit eingebracht haben.
Bei der Frage, was die Jungen von heute eines Tages noch an Glaubensliedern singen werden, bin ich unsicher. Immer wieder fordern die uralten Gebetslieder der Bibel, die Psalmen, uns auf, unserem Gott ein neues Lied zu singen. Aber neue Lieder haben es bekanntlich schwer. Oft vermisse ich selbst moderne(re) Texte und Lieder im Gottesdienst. Wenn wir den Jüngeren und nicht nur ihnen den Weg zum gesungenen Lob Gottes offen halten möchten, ist es unabdingbar, nach einer guten Balance zwischen alt und neu zu suchen. Denn „wer singt, betet doppelt“, gilt sicher für alle Generationen.
Angela Degenhardt, Gemeindereferentin, Sangerhausen