03.12.2015
Verschiedene Blickwinkel auf die Reformation
Religionslehrerfortbildung für mehr ökumenische Sensibilität
Leipzig (ls/msch/tdh). Längst bilden evangelische und katholische Schüler in den meisten sächsischen Schulklassen eine gemeinsame Minderheit. Wie auf diesem Hintergrund gelingender Religionsunterricht aussehen kann, war Ende November die zentrale Frage der ersten ökumenischen Religionslehrer-Fortbildung in Leipzig.
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In Workshops erlebten Religionslehrer, wie ökumenisches Lernen in der Praxis aussehen kann. |
„Ökumenisch sensibler Religionsunterricht“ hieß das Thema, mit dem sich über 300 evangelische und katholische Religionslehrkräfte einen Tag lang beschäftigten.
Bereits im Auftakt-Gottesdienst mit Altbischof Joachim Reinelt und Landesbischof Carsten Rentzing stimmten einzelne Elemente die Teilnehmer darauf ein. So wurde etwa die Lesung als Sprechmotette gestaltet, in der konfessionell verschiedene Übersetzungen des Bibeltextes nebeneinander vorgetragen und miteinander gewirkt haben.
Ökumenisches Miteinander stärkt Glaubwürdigkeit
In einem gemeinsamen Vortrag legten Theologen der Technischen Universität Dresden und der Universtität Leipzig dar, dass es sinnvoll und wünschenswert sei, ökumenisches Lernen im Religionsunterricht zu fördern, und zwar nicht nur dort, wo katholische Schüler am evangelischen Religionsunterricht teilnehmen müssen, weil ihre Zahl für eigene Unterrichtsgruppen zu gering ist. Im säkularen Umfeld könne der Religionsunterricht durch eine Stärkung der ökumenischen Dimension ein Zeichen setzen, dass es ihm nicht nur um das Christentum in der jeweiligen konfessionellen Prägung geht, machten die Dresdner Professoren Monika Scheidler und Roland Biewald gemeinsam mit ihrem Leipziger Kollegen Frank M. Lütze deutlich. Es stärke die Glaubwürdigkeit des Religionsunterrichts, wenn auch das Verstehen anderer christlicher Konfessionen, das Kennenlernen anderer Religionen und nicht zuletzt die Anliegen der Menschheit insgesamt im Blickfeld seien. Die Schüler profitierten unter anderem davon, Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
In dreizehn Workshops lernten die Lehrkräfte am Nachmittag praxisnahe Zugänge zu ökumenisch herausfordernden Unterrichtsthemen kennen, wie zum Beispiel „Vorbilder und Heilige“, „Liebe – Sexualität – Partnerschaft“, „Ämterverständnis in den Kirchen“, „Maria – ökumenisch sensibel“ und „Reformation – jenseits des identitätsbildenden Mythos“. Die Lehrer wurden dabei zum Nachdenken über die andere wie auch die eigene Konfession angeregt und dazu motiviert, in ihrem Unterrichtsfach ökumenisches Lernen zu fördern.
Der evangelische Bischof Carsten Rentzing dankte den Religionslehrern für ihr Engagement und unterstrich die Bedeutung des Religionsunterrichts für die religiöse Bildung der Heranwachsenden, gerade weil er an den öffentlichen Schulen über den kirchlichen Binnenraum hinauswirke.
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Propsteikirche voller Lehrer: Rund 300 Religionslehrkräfte waren der Einladung zur ersten ökumenischen Fortbildung gefolgt. |
Im Unterricht für die Würde jedes Menschen eintreten
Im Rathaus begrüßte der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung die Teilnehmer der Fortbildung. Jung, der selbst evangelischer Religionslehrer war, bevor er sich hauptberuflich der Politik zuwandte, betonte die Aufgabe des Religionsunterrichts als Ort kritisch-konstruktiver Reflexion und ermutigte die Lehrkräfte, angesichts aktueller Ereignisse Stellung zu beziehen und für Würde und Rechte jedes Menschen einzustehen.
Die katholische Professorin Monika Scheidler nutzte die Veranstaltung für ein politisches Plädoyer: Da sich der Religionsunterricht in Sachsen nach nunmehr 23 Jahren nicht mehr in der Einführungsphase befinde, sei es nun Zeit für die Durchsetzung eines zweistündig erteilten Religionsunterrichts ab Klasse 2, wie er in den Lehrplänen vorgesehen ist.