Anstoss 39/2011

Manchmal wäre ein Streit, ein offenes, klärendes Wort angebracht ...

In einem Text von Marianne Williamson  heißt es: Unsere tiefste Angst ist nicht, ungenügend zu sein. / Unsere tiefste Angst ist, dass wir über alle Maßen kraftvoll sind. / Es ist das Licht in uns, nicht die Dunkelheit, //die wir am meisten fürchten.
Du bist ein Kind Gottes. / Wenn du dich klein machst, hilfst du der Welt nicht.
Wir alle sind aufgefordert, wie die Kinder zu strahlen. / Wir sind geboren, um den Glanz Gottes zu offenbaren, der in uns ist. / Gottes Glanz ist nicht nur in wenigen von uns, / Gottes Glanz ist in jedem Menschen.
Wenn wir unser eigenes Licht scheinen lassen, / geben wir anderen unbewusst die Erlaubnis, das Gleiche zu tun. / Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreien, / befreien wir mit unserer Gegenwart automatisch auch andere.
Als kürzlich in einer kirchlichen Frauenrunde heftig gestritten wurde, musste ich an diesen Text denken. Ein Streit ist vielleicht für Frauen in der Kirche ungewöhnlich, weil man immer denkt, alle seien auf Harmonie bedacht und man wolle niemandem weh tun und sei deswegen um jeden Preis einig. Gerade Frauen in der Kirche fassen sich oft mit Samthandschuhen an.
So war ich verwundert, als in einer Sitzung manche Frauen unverblümt ihre Enttäuschung und ihren Zorn äußerten. Doch es kam keineswegs zum Bruch, sondern der Streit war für die Lösung des Konflikts eher förderlich. Der Grund war der ehrliche und authentische „Glanz“ mancher Frauen. Diese Frauen hatten es nicht nötig, Konflikte zu vermeiden, sondern sie waren imstande, gemeinsam dafür Lösungen zu suchen. Diese Atmosphäre war so wohltuend, dass ich den Eindruck hatte, hier freier atmen zu können.
Nun will ich – in einer Kirchenzeitung – nicht zum Streit auffordern ... Aber manchmal wäre ein offenes, klärendes Wort angebracht. Gerade wir Christen haben doch im Vertrauen auf Gottes Gegenwart in jedem Menschen – „Gottes Glanz“ –  gute Konfliktstrategien.
Schwester Susanne Schneider, Missionarinnen Christi, Kontaktstelle Orientierung Leipzig