09.07.2015

Ausstellung über die Geschichte der Berliner Kathedrale

Das Pantheon am Bebelplatz

Berlin. Friedrich der Große soll eine Moccatasse umgedreht haben, um zu zeigen, wie er sich die erste katholische Kirche in Berlin vorstellt – eine Legende. Fakten liefert die Bilderausstellung „St. Hedwig im Wandel“, die noch bis zum 6. September im Kathedralforum zu sehen ist.

Kurator Konstantin Manthey hängt die Bilder von der Kathedrale für die Ausstellung auf. Foto: Alexandra Wolff

„Die Ausstellung zeigt gute Reproduktionen, viele davon sind noch nicht oft veröffentlicht worden“, verspricht Konstantin Manthey, der die Bilder für die Ausstellung „St. Hedwig im Wandel“ zusammengestellt hat.

Eine Kirche als Zeichen religiöser Toleranz
Friedrich der Große wollte, dass die Kirche wie das römische Pantheon (griechisch: „allen Göttern“) aussehe. Damit wollte er seine Toleranz gegenüber allen Religionen ausdrücken.
Die erste katholische Kirche in Berlin nach der Reformation entstand am heutigen Bebelplatz in Berlin-Mitte. Spenden aus ganz Europa ermöglichten den Bau, der vermutlich nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und Jean Laurent Legeay in den Jahren von 1747 bis 1773 entstand. Die Bauausführung oblag Jan Boumann dem Älteren. „Auch der Bau des evangelischen Doms begann im Jahre 1747“, erinnert Manthey. „Doch der war schon 1750 fertig.“ Finanzielle Schwierigkeiten und der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763) verzögerten die Bauarbeiten an der katholischen Kirche und brachten sie zeitweise ganz zum Erliegen. Erst im Frühjahr 1773 konnten die Bauarbeiten fortgesetzt werden, weil Rom und der König finanziell aushalfen. Seit 1930 ist Berlin ein eigenes Bistum und so wurde die St.-Hedwigs-Kirche zur Kathedrale. Im Zweiten Weltkrieg fiel sie in der Nacht zum 2. März 1943 einem Luftangriff der Alliierten zum Opfer und brannte fast vollständig aus. In der DDR wurde sie von 1952 bis 1963 wieder aufgebaut.
Die Geschichte und viele weitere Details erzählt die Ausstellung fast ausschließlich durch Bilder und kurze Informationstexte. „Die Bilder und Reproduktionen stammen größtenteils aus dem Pfarrarchiv von St. Hedwig“, erläutert Manthey.
Das Pantheon in Rom hat er schon zweimal gesehen. „Ich war während des Studiums in Rom“, erzählt der katholische Theologe und Kunsthistoriker. „Meine Reise dorthin hatte durchaus auch einen Bezug zu St. Hedwig.“ So kann er recht gut das Pantheon mit der Berliner Kathedrale vergleichen: „Das Pantheon ist ein antiker Bau – die Kathedrale ist außen ein erkennbares Kind des Barocks und innen eines der Nachkriegsmoderne. Beide verbinden die formalen Grundlagen, aber sie unterscheiden sich eben im Detail.“

 

Das „Original“ bei der Bistumswallfahrt sehen
Wer im Oktober zur Bistumswallfahrt nach Rom mitkommt, kann bei einem Besuch des Pantheons sicherlich noch mehr Unterschiede entdecken – aber auch Gemeinsamkeiten.

Termine
Die Ausstellung „St. Hedwig im Wandel“ ist noch bis zum 6. September (montags bis samstags von 11 bis 17.30 Uhr; sonntags von 11 bis 12 Uhr) im Bernhard-Lichtenberg-Haus, Hedwigskirchgasse 3 in Berlin-Mitte, zu sehen. Ein Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung:
Mit „Wandel(n) in St. Hedwig“ sind die Kathedralführungen durch die St.-Hedwigs-Kathedrale, Berlin-Mitte, überschrieben. Die nächste Führung ist am 16. Juli.
Beim Gesprächsabend zum Thema „Von der Grundsteinlegung bis Morgen“ am 19. August führt der Architekt Dr. Jan Krieger im Bernhard-Lichtenberg-Haus bauhistorische Bestandsgutachten der St.-Hedwigs-Kathedrale aus.
Die nächste Kuratorenführung mit Konstantin Manthey ist am 26. August, um 19 Uhr im Bernhard-Lichtenberg-Haus. 

Von Alexandra Wolff