19.07.2017

Arabischer Pop gegen den Hass der Islamisten

Anti-Terror-Video wurde zum viralen Hit

Die westliche Welt hat sich zuletzt oft darüber beschwert, dass Muslime zu selten gegen den islamistischen Terror Stellung beziehen. Der kuwaitische Telekommunikations-Anbieter Zain hat vorgemacht, dass dies nicht so ganz stimmt. Sein Anti-Terror-Video wurde im arabischen Raum zum viralen Hit.

Der Anfang ist trist und schummrig. In einem Keller lötet ein bärtiger Mann, offenbar ein islamischer Terrorist, irgendwelche Zünddrähte zusammen. Dazwischen gestreut helle Bilder. Kinder, die einem Fußball hinterher rennen. Eine Frau im Hochzeitskleid. Ein Großvater, der seinem Enkelkind mit der Nase die kleinen Füße kitzelt. Als schließlich der Selbstmordattentäter mit seinem Sprengstoffgürtel in einen Bus klettert, singen immer mehr Menschen, Schauspieler gegen ihn an, und versuchen, den Terroristen von einem Anschlag abzuhalten, bis der bärtige Mann schließlich wegrennt. „Content your enemy with peace not war“ (Begegne deinem Feind mit Frieden, nicht mit Krieg). heißt es irgendwann im Video.

Sagenhafte 9,5 Millionen Menschen haben sich Anti-Terror-Video schon angeschaut

Bombenbauer am Werk (Screenshot aus dem Zain-Video, YouTube)

Sänger des freilich reichlich schnulzigen Songs ist Hussein al-Jassmi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der vor allem in Ägypten seit Jahren gute Erfolge feiert und auf YouTube einen eigenen Kanal unterhält.. Am Ende ruft al-Jassmi dem Attentäter zu: „Du kommst im Namen des Todes, aber er (Gott) ist der Schöpfer des Lebens.“Seit dem Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan Ende Mai 2017 haben sich das Video rund 9,5 Millionen Nutzer angeschaut. Produziert hat es das  kuwaitische Telekommunikationsunternehmen Zain.

„Ich war positiv überrascht von diesem Video“, sagte jüngst der Psychologe und Islamismus-Experte Ahmad Mansour im Gespräch mit dem Jugendportal „Jetzt“. Das Video thematisiere „etwas, was in der arabischen Welt bislang überhaupt nicht diskutiert wurde: keine Angst vor Gott zu haben, sondern ihn zu lieben.“ Gerade Islamisten würden eine Art Angstpädagogik nutzen. Die Gebetsformel „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“) endlich in einem liebevollen Zusammenhang zu sagen, ist für Mansour der Versuch, den Islamisten „dieses Narrativ“ wieder aus den Händen zu reißen. „Wenn die Angst weg ist, macht das den Weg frei dafür, weitere Dinge zu diskutieren. Zum Beispiel, wie man mit Frauen umgeht“, wird Mansour in „Jetzt“ (einem Magazin der Süddeutschen Zeitung) zitiert.

Hussein al-Jassmi singt gegen den islamistischen Terror an (Screenshot YouTube)

Das Video rief allerdings längst nicht nur positive Reaktionen hervor. Der Fotograf des kleinen syrischen Jungen Omran (dessen Bild vor wenigen Montane um die ganze Welt ging) , Mahmud Raslan, sagte der Zeitung „Die Welt“ zufolge „Wir werden es niemandem erlauben, unser Blut oder Kinder in einer kommerziellen Werbung zu benutzen.“ Auch stieß sich der Fotograf daran, dass der Zain-Clip den Eindruck vermittle, dass Omrans Leid nicht durch die Truppen des syrischen Diktators Baschar al-Assad verursacht wurde, sondern durch Islamisten. Im Gespräch mit dem britischen „The Guardian“ sagte die syrische Kommunikationsberaterin Tamara al-Rifai „Jeder schreit gerne Extremismus und ISIS, aber keiner wagt es, die wirklichen politischen Gründe hinter ihrer Stärke anzusprechen.“

Das mag vielleicht alles richtig sein. Doch andererseits lässt sich die ganze komplexe Welt nun mal nicht in einem dreiminütigen Pop-Video erklären. Wer das erwartet, hat schlicht die Botschaft des Videos nicht richtig verstanden. Was bleibt, ist ein ebenso mutiger wie gelungener Versuch mit einem Gott der Liebe und des Lebens gegen die brutale und menschenverachtende  Dummheit der Islamisten aufzubegehren. Hut ab Zain!

Ihr Webreporter Andreas Kaiser