10.05.2023
Bistum Magdeburg mit Konzept zur Haushaltssicherung
Das Bistum muss sparen
War die katholische Kirche in Deutschland in den letzten Jahren auch durch Krisen und den Missbrauchsskandal geschüttelt, eine Konstante blieb ihr bisher immerhin erhalten: Die Einnahmen aus der Kirchensteuer waren bisher – steigenden Austrittszahlen und schlechteren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zum Trotz – vergleichsweise stabil. Im vergangenen Jahr kletterten die Einnahmen für alle 27 deutschen Diözesen mit rund 6,7 Milliarden Euro nach einem kleinen Corona-bedingten Knick auf den höchsten jemals gemessenen Wert.
Doch die goldenen Jahre sind wohl vorbei. Steigende Preise, Inflation und anhaltend hohe Austrittszahlen setzen die Kirchen unter Druck. Auch erreichen die geburtenstarken Jahrgänge allmählich das Rentenalter, zahlen damit keine Kirchensteuer mehr. Erst vor kurzem hat sich das Bistum Dresden-Meißen ein Sparprogramm auferlegt, um ein ab 2026 zu erwartendes Defizit von rund 17,5 Millionen Euro auszugleichen.
Warum Magdeburg besonders betroffen ist
Auch für das Bistum Magdeburg ist diese Entwicklung besonders problematisch, erläutert Generalvikar Bernhard Scholz im Gespräch mit dem TAG DES HERRN. Denn die Diözese ist ohnehin finanziell viel schwächer aufgestellt als größere Bistümer vor allem im Westen und Süden Deutschlands. Weniger als 74 000 Katholiken gehören der Diözese noch an – Tendenz weiter sinkend. Und die wenigen Mitglieder verteilen sich auf eine große Fläche. Erst 1994 ist die Diözese nach der Reformation wieder entstanden. „Es gibt kaum historische Rücklagen“, erläutert Scholz.
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Generalvikar Bernhard Scholz Foto: Bistum Magdeburg |
Generalvikar fordert weiterhin Solidarbeitrag
Knapp über 17 Millionen Euro machen die Einnahmen aus der Kirchensteuer derzeit im Bistumshaushalt aus – bei einem Gesamtetat von 35 Millionen Euro. Dementsprechend ist das zahlenmäßig zweitkleinste Bistum in Deutschland von der Solidarität anderer Diözesen abhängig. Der so genannte „Strukturbeitrag“, ein Finanzausgleich zwischen den deutschen Bistümern, beträgt für Magdeburg aktuell rund 7,2 Millionen Euro im Jahr.
„Das sind knapp 20 Prozent unseres Gesamthaushalts“, erklärt der Generalvikar. Doch die jetzige Vereinbarung gilt nur noch bis 2025 – ob und wie es danach weitergeht, ist unklar. Scholz setzt sich zusammen mit Kollegen aus Görlitz oder Erfurt vehement dafür ein, dass die Finanzspritzen für die kleinen Bistümer auch danach erhalten bleiben. „Der Beitrag soll uns in der Diaspora helfen, Kirche zu sein“, unterstreicht er.
Hinzu kommt die anhaltende Diskussion über die mögliche Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen, die Bund und Länder als Ausgleich vor allem für Enteignungen im Zuge der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts zahlen. Etwa 6,5 Millionen Euro erhält das Bistum derzeit vom Land Sachsen-Anhalt – auch hier ist unklar, ob und wie lange die Gelder weiter fließen oder möglicherweise durch eine Einmalzahlung abgelöst werden.
Wo soll künftig gespart werden?
Deshalb leitet das Ordinariat derzeit einen Haushaltssicherungsprozess ein, um die Zahlungsfähigkeit der Diözese sicherzustellen und Einsparpotenziale zu erkennen. „Aufgrund unserer Struktur sind wir auf Dauer von Solidarbeiträgen abhängig“, sagt Generalvikar Scholz. „Nur mit unseren eigenen Mitteln können wir nicht mehr alle pastoralen, sozialen oder kulturellen Aufgaben wahrnehmen.“ Dabei lässt sich das Bistum von der Essener Gesellschaft „2denare“ unterstützen, die Kirchen in wirtschaftlichen und finanziellen Fragen berät.
Wo es Einsparpotenziale gibt, habe bereits im vergangenen Jahr ein Lenkungskreis besprochen, dazu hat es auch einen Workshop gegeben. Acht Handlungsfelder habe die Lenkungsgruppe definiert, in denen es Sparpotenziale gebe, darunter die Bistumsverwaltung wie auch die Pfarreien oder die Caritas. Genaue Zahlen kann der Generalvikar derzeit noch nicht nennen – doch er macht auch deutlich: „Wir müssen Einsparungen bringen.“ Dabei kommt alles auf den Prüfstand – Zuschüsse an die Pfarreien ebenso wie an die Caritasverbände.
Denn die Zahlen für die kommenden Jahre sind wenig ermutigend: 2026 würden dem Bistum rund acht Millionen Euro fehlen, sollte der Strukturbeitrag der anderen Diözesen wegfallen. So habe die Finanzkommission des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD), des Rechtsträgers der Deutschen Bischofskonferenz, bereits signalisiert, dass es den Finanzausgleich für die Ostbistümer zumindest in der jetzigen Form nicht mehr geben wird.
Auch bei der Mitgliederzahl besteht derzeit wenig Anlass zur Hoffnung. Berechnungen zufolge werden dem Bistum Magdeburg um das Jahr 2060 noch rund 40 000 Katholiken angehören – eine Halbierung gegenüber dem Stand Ende der 2010er Jahre. Und aufgrund der hohen Austrittszahlen rechnet Bernhard Scholz mittlerweile damit, dass es noch weniger Mitglieder sein werden.
Ein Bereich soll nicht angetastet werden
Auch die Beschlüsse der Ampel-Koalition im Bund zum Klimaschutz, insbesondere der Austausch alter Öl- und Gasheizungen, schlägt beim Bistum zu Buche. Hinzu komme eine wachsende Bürokratie, so Scholz: So seien im Ordinariat immer mehr Beauftragte vorgeschrieben, beispielsweise für Arbeitsschutz, Missbrauchsprävention oder Datenschutz.
Eines will der Generalvikar allerdings vermeiden: Katholische Schulen sollen nicht geschlossen werden, wie dies etwa die Diözesen Eichstätt oder Hamburg planen. Die acht Bildungseinrichtungen der Edith-Stein-Schulstiftung will das Bistum möglichst erhalten. „Da wollen wir nicht ran“, macht Scholz deutlich. Für die Eltern hat das allerdings auch seinen Preis: So wurde das Schulgeld bereits 2018 auf 135 Euro pro Kind erhöht, weitere Erhöhungen seien aber nicht geplant.
Von Oliver Gierens